Robotik für endovaskuläre Eingriffe: Berner Gefässchirurgie kooperiert mit ETH-Spin-off Nanoflex Robotics

Die Universitätsklinik für Gefässchirurgie in Bern testet mit Nanoflex Robotics ein System, das Drähte mittels ferngesteuertem elektromagnetischem Feld in Blutgefässen bewegt. Erste in-vitro-Tests zeigen schnellere Eingriffe bei geringerer Strahlenbelastung.

Die Gefässchirurgen Silvan Jungi und Christian Zielasek der Universitätsklinik für Gefässchirurgie am Inselspital haben eine Zusammenarbeit mit Nanoflex Robotics, einem Spin-off der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich, gestartet. Das Unternehmen hat ein neuartiges Gerät zur Erzeugung eines mobilen elektromagnetischen Feldes entwickelt, mit welchem Drähte innerhalb der Blutgefässe von aussen ferngesteuert werden können. Dies hat zum Ziel, schnellere und komplexere endovaskuläre Eingriffe bei gleichzeitig geringerer Strahlenbelastung zu ermöglichen.

Das System wurde ursprünglich für neurovaskuläre Interventionen entwickelt. Die Berner Gefässchirurgen untersuchen nun den potenziellen Nutzen für komplexe endovaskuläre Aorteneingriffe.

Eine erste in-vitro-Studie konnte bereits zeigen, dass die Applikation eines Stents in die Nierenarterien mit dem magnetisch steuerbaren Draht im Durchschnitt 40 % schneller durchgeführt werden kann. In einer zweiten in-vitro-Studie konnte eine endovaskuläre Aortenreparatur mit einer vierfach fenestrierten Prothese mit Hilfe des magnetisch steuerbaren Drahts vollständig und erfolgreich durchgeführt werden. Auf üblicherweise verwendete zusätzliche endovaskuläre Instrumente, wie steuerbare Schleusen, konnte hierbei verzichtet werden.

Zukünftig sollen die in-vitro gewonnenen Erkenntnisse in einem Grosstiermodell weiter untersucht werden, um die Sicherheit und Wirksamkeit des Systems unter noch realistischeren Bedingungen zu prüfen. Für dieses Projekt hat Silvan Jungi den SITEM-Insel Support Fund 2023/2024 mit einer Förderzusage von 70'000 CHF erhalten.

Fluoroskopiebilder des 3D Silikonmodells mit dem Magnetdraht, welcher in die linke Nierenarterie navigiert wird (A, B und C) um einen gecoverten Stent abzusetzen (D).

Magnetisch steuerbarer Draht in 3D Silikonmodell eines Aortenaneurysmas auf Höhe der Nierenarterien.